Es ist ja nicht so, als hätte ich es nicht ausprobiert. Gerade an diesem Wochenende hab ich lautes Marketing gemacht.
Aber warum – wenn ich doch für Social Media auf leise Art zuständig bin?
Es war ein Experiment. Ob man mit lautem Marketing nicht doch erfolgreicher in Social Media ist. Mehr Sichtbarkeit bekommt. Mehr Aufmerksamkeit erlangt. Mehr Reichweite – mehr Interaktion. Und am Ende mehr spannende neue Kontakte knüpfen kann.
Also habe ich am Samstag einen Post auf LinkedIn abgesetzt, den ich so normalerweise nicht bringen würde:
- Zu einem Thema, der in der letzten Zeit – zumindest in meiner Content-Blase – häufig vorkam und sehr polarisierend diskutiert wird.
- Mit einer provozierenden Headline und einem Bild, das triggern sollte.
- Mit einer Aussage, die ebenfalls provozierend sollte.
(Wer es verpasst hat: Es ging um die Frage, wie man mit Statussymbolen umgeht und was für den einzelnen „Luxus“ bedeutet).
Wie kam es an?
Das Ergebnis war überwältigend und hat mich fast überrollt. Deutlich höhere Reichweite als bei meinen „leisen“ Posts, eine große Anzahl an Kommentaren. Überwiegend von Menschen, die ich sonst auf meinen Posts nicht sehe, viele Kontakte zweiten Grades – also durchaus ein viraler Post. Ist das nicht genau das, was ich will?
Ich hatte jede Menge zu tun, die unterschiedlichen Kommentare zu lesen und zu beantworten:
- Einige hatten bis zu Ende gelesen und auch meine Frage beantwortet, was Luxus für den Einzelnen bedeutet.
- Einige diskutierten auch in den Kommentaren hitzig miteinander, ob man die Anerkennung von außen brauche oder doch einfach ein Genießer sei. Also ob es nicht auch völlig legitim sei, wenn man schnelle Autos und schöne, kostspielige Dinge mag.
- Einige fragten mich rechtschaffen empört, warum ich die unterschiedlichen Sichtweisen von Menschen angreifen müsse. Gilt nicht einfach „leben und leben lassen“?
Mein Fazit aus diesem Experiment
- Der Post hat mir viel Bauchschmerzen gemacht. Es fiel mir schwer, souverän auf die Kommentare zu reagieren, was für eine gute Performance aber wichtig ist. Gerade, wenn die Kommentierenden sich gegenseitig „angriffen“, das war nicht immer sehr freundlich.
- Ich habe mich mega unauthentisch gezeigt. Denn dieses Thema ist mir tatsächlich keksegal. Wie du mit Geld und Erfolg umgehst, geht mich nun wirklich nichts an. Ich habe ein populäres Thema der Provokation wegen gewählt, um aufzufallen, aber nicht, weil es mir wichtig wäre. Denn tatsächlich ist mir „leben und leben lassen“ sehr wichtig. Menschen für ihre Sichtweise anzugreifen ist wirklich nicht mein Ding.
- Die Erfolgskennziffern waren hoch. Aber unter den Kommentierenden waren kaum Menschen aus meiner Zielgruppe. Mit dem lauten Post hatte ich auch eher laute Menschen angezogen.
- Kaum jemand hat sich mein Profil angeschaut – Kontaktanfragen von den Kontakten zweiten Grades = Null
- Meinem Ruf hat es mehr als geschadet, denn ich bin mir nicht treu geblieben.
Lieber leise
Es bleibt für mich dabei: Nur hohe Reichweite oder eine hohe Interaktion unter den Posts ist nicht mein Ziel. Wertvoller Austausch unter Inhalten, die wirklich von mir kommen und meinen Lesern auch etwas bringen, ist soviel wichtiger. Menschliches Marketing eben.
Ich entschuldige mich deshalb bei meinen Lesern, die am Wochenende vielleicht irritiert waren und verspreche, in Zukunft wieder den gewohnten Content zu bringen. Auf leise Art!
P.S. Ich hatte tatsächlich für den Sonntag noch einen ähnlichen polarisierenden Post vorausgeplant. Da aber auch da die Kommentare gleich super negativ ausfielen, hab ich den schnell wieder gelöscht. Ich weiß – ein absolutes NoGo! Aber noch mehr lautes Marketing konnte ich dann am Sonntag nicht aushalten!