Ich bin introvertiert, ein leiser Mensch und habe mich lange damit schwer getan, wie ich für mein Business in die Sichtbarkeit komme. Und mit dieser Herausforderung bin ich nicht allein. Viele leise Menschen haben Hemmungen, sich in Social Media zu zeigen, weil es dort zu laut zugeht. Weil es so viel Selbstdarstellung gibt. Zu viele Trolle und Hater. Zu viel polarisierende Provokationen, die mit dem eigentlichen Thema gar nichts zu tun haben. Zu viel Cold-Pitches mit Standard-Texten, viel Manipulation und ganz viel Gringe-Effekt.

Dabei bietet LinkedIn tolle Möglichkeiten für mein Business: für die Sichtbarkeit, die Reichweite, die Bekanntheit, aber auch für das Knüpfen neuer Kontakte. Kontakte, die wir alle brauchen, wenn wir für unser Business auch neue Kunden suchen. Wegen dieser Möglichkeiten finde ich es sehr schade, dass wir leisen Menschen oft lieber unsichtbar bleiben.

Dabei sind leise Menschen prädestiniert dafür, Social Media zu nutzen. Denn hier wir können unser Stärken voll auskosten.

1. Wir können uns gut vorbereiten. Strukturiert arbeiten ist unsere zweite Natur. Eine Social Media-Strategie zu erstellen – und auch durchzuhalten! – ist eine unsere leichtesten Übungen (okay, beim ersten Mal brauchen wir vielleicht noch einen kleinen Schubs und etwas Anleitung)
2. Wir sind Experten in unseren Gebieten – Inhalte zu kreieren, die unseren Usern einen Nutzen bringen, fällt uns nicht schwer. Bei uns gibt es nicht nur heiße Luft, sondern echte Substanz.
3. Wir sind hervorragend in der schriftlichen Kommunikation. Kommen gut auf den Punkt, aber sind auch in der Lage, empathisch zwischen den Zeilen zu lesen. So klappen Vernetzungen und auch das Kontakte-Pflegen auch über den Messenger sehr gut.
4. In Gesprächen in größeren Gruppen im echten Leben fehlt uns oft die Zeit zum Nachdenken – wenn wir unsere Gedanken noch nicht zu Ende gedacht haben, bleiben wir stumm. In der zunächst asynchronen Kommunikation auf LinkedIn können wir in Ruhe unsere Gesprächsstrategie vorbereiten: Recherchieren über den Kontakt, Analyse der Herausforderungen, Lösungsvorschlag unterbreiten.
5. Daraus folgt: Die 1:1-Gespräche, die dann zustande kommen, sind zwar weniger als bei Extrovertierten, aber auch weniger kalt. Sie sind vorselektiert. Und damit auch von Introvertierten hervorragend zu meistern. Denn wir wissen schon, dass gegenseitiges Interesse besteht, und können gleich tief in unser Thema einsteigen, Lösungen anbieten – und den Sack zu machen.

Am Ende ist es die Frage, wie wir mit der Aufmerksamkeit umgehen: Introvertierte bevorzugen kleine Gruppen und 1:1-Interaktionen, während Extrovertierte sich in großen Gruppen wohlfühlen.

In Social Media hat man oft das Gefühl, in einer großen Menge unterzugehen. Aber gerade LinkedIn lebt ja auch von der direkten Kommunikation. Hier habe ich unter meinen Posts das kleine Grüppchen (aus Freunden und auch Fremden), die direkten Chats mit Einzelnen. Und wenn es mir zu viel wird, kann ich erstmal gehen.

Und mit dem Wunsch, so in Social Media zu agieren, sind wir nicht alleine. Es gibt mehr als genug Leser, die genau das schätzen. Die gehaltvolle Beiträge mit Substanz lieber mögen als immer nur „höher, schneller, weiter“. Einen tieferen Austausch in den Chats, bevor man in einen Call geht. Wirkliches Netzwerken. Dass der Mensch im Mittelpunkt steht. Das ist nicht die Hauruck-Methode. Die laute geht schneller. Aber die leise ist nachhaltiger. Und sorgt dafür, dass ich eine solide Basis lege. Dass ich keine verbrannte Erde zurücklasse. Damit ich auch in einigen Monaten noch gut mit meinen Kontakten sprechen kann, wenn sie dann für mein Angebot bereit sind.

Was mich besonders freut: Mein Coaching-Programm war ursprünglich für Introvertierte Menschen gedacht. Aber es kommen auch immer mehr eher extrovertierte Menschen zu mir, die auch auf leise Art sichtbar werden wollen. Es geht, es geht sogar gut. Social Media auf leise Art taugt sowohl für introvertierte wie auch für extrovertierte Menschen.