Heute vor 30 Jahren habe ich meine Berufsausbildung angefangen (ja, ich bin wirklich schon so alt 😀). In einem Beruf, mit dem ich heute nichts mehr zu tun habe. Und der heute auch sicherlich ganz anders ausgeübt wird als im Jahr 1993… (oh my).
Und wenn ich so zurückdenke, frage ich mich, wie ich vor 30 Jahren als Selbständige aktiv gewesen wäre.
Okay, LinkedIn hätte es noch nicht gegeben. Es hätte also grundsätzlich ein ganz anderer Beruf sein müssen. Meine Buchhaltung hätte ich nicht mit einem Tool wie Lexoffice selbst machen können – ich hätte das vermutlich an einen Steuerberater abgeben müssen. Für meine Coachings – wenn es denn etwas in der Richtung wäre – hätte ich reisen müssen, von zuhause aus in Videokonferenz ging ja noch nicht. Vermutlich hätte deshalb außerhalb des Rhein-Main-Gebiets noch niemand meinen Namen gehört.
Wenn ich neue Menschen hätte kennen lernen wollen, dann hätte ich mir vermutlich Telefonlisten für die Kaltakquise via Festnetztelefon gekauft. Oder ich hätte mich einem Berufsverband angeschlossen und wäre auf die Jahresauftaktveranstaltung gegangen. Vermutlich hätte ich mir meinen Akquiseerfolg dann auf Karteikarten eingetragen und Wiedervorlagen in einen Tischkalender eingetragen.
Wenn ich etwas Neues hätte lernen wollen, hätte ich mir ein Buch in der Bibliothek besorgt, das mindestens 5 Jahre als ist. Oder ich hätte einen Kurs in der Volkshochschule besucht. Oder wäre über eine Anzeige im Wiesbadener Kurier über ein Seminarangebot gestolpert. Dort würde ich vermutlich auch Print-Anzeigen für meine Dienstleistungen schalten. Aber nur eine im halben Jahr – das wird teuer, wenn ich jeweils einen Grafiker einschalten muss.
Ich wüsste vermutlich immer alle Portostufen auswendig, denn ich würde deutlich mehr Briefe verschicken. Rechnungen, Angebote oder ich würde Kataloge und Flyer verschicken. Achja, dafür bräuchte ich einen Setzer und jemand, der mir das dann auch druckt. In den Gelben Seiten finde ich vielleicht eine Druckerei in der Nähe – ob die wohl so kleine Auflagen drucken?
Und ständig würde meine Telefon klingeln, denn das ist ja – neben dem Brief – die einzige Variante, mit mir Kontakt aufzunehmen.
So hätte meine Selbständigkeit anno dazumal funktioniert.
Wenn ich so drüber nachdenke, bin ich doch ganz froh, dass ich mittlerweile 30 Jähre älter bin…. 😀